Freitag, 23. August 2013

Vorschau: Händel Festspiele 2014

Für das bisher bekannte Programm der Händel Festspiele 2014 ist jetzt schon ein Danke an Festspielleiter Bernd Feuchtner fällig. Wahrscheinlich erlebt man nächstes Jahr aufgrund eines überaus attraktiven Programms eine der bisher bestbesuchtesten und erfolgreichsten Händel-Wochen des Badischen Staatstheaters.

Mit Riccardo Primo in barocker Ausstattung mit Kerzenlicht und Franco Fagioli in der Hauptrolle hat man im Vorverkauf einen Volltreffer gelandet: die Premiere am 21.02.2014 war noch vor Ablauf der letzten Spielzeit ausverkauft und sogar Stehplätze wurden für die ca. dreistündige Oper bereits abgesetzt. Die zweite Vorstellungen ist ebenfalls bereits ausverkauft, die anderen bereits erhältlichen Karten sind schon sehr gut gebucht. Glückwunsch! Die Erwartungshaltung ist sehr hoch.

Auch in ganz anderer Hinsicht, könnte Riccardo Primo für das Image des Karlsruher Staatstheaters wichtige Bedeutung erhalten. Dann nämlich, wenn es eine DVD- oder TV- Aufzeichnung geben würde. Fagiolis internationale Popularität wächst rasant, ganze Fan-Gruppen beobachten europaweit die Barock-Szene und eine Aufzeichnung einer historischen Kerzenlicht-Produktion wäre eine wichtige Rarität und würde den Stellenwert und die Bekanntheit der Karlsruher Händel Festspiele weiter steigern. Und damit könnte man das nachholen, was 2009 bei Sigrid T'Hoofts bezaubernder Inszenierung von Radamisto nicht gelang (wieso eigentlich?), obwohl es damals angekündigt war - ein visueller Beweis der hochkarätigen Karlsruher Barockwoche.

Dazu eine von Händels beliebtesten Opern Rinaldo in origineller Version für Marionettentheater (ein Video dazu befindet sich hier), bei der die sängerische Besetzung allerdings noch unbekannt ist, ein Konzert der Händel Solisten mit Dirigent Nicholas McGegan, der zwanzig Jahre der künstlerische Leiter der Händel Festspiele in Göttingen war, ein Konzertabend mit der Lautten Compagney Berlin sowie das Barockballett Compagnie de Danse L’Éventail und ein Arienabend mit der Barock-Sopranistin Roberta Invernizzi. Nur schade, daß es wieder eine massive Terminkollision zu geben scheint. Am Donnerstag, 27.02.2014 wird nicht nur die letzte Aufführung von Riccardo Primo gezeigt, sondern zeitgleich gibt es auch diese zwei einmaligen Ereignisse: das Barockballett sowie den Arienabend. Man macht sich also gegenseitig Konkurrenz durch drei zeitgleiche Veranstaltungen.

Für einige Vorstellungen kann man bereits Karten erwerben; der Vorverkauf für alle bisher veröffentlichten Programmpunkte startet am 09.09.2013. Mehr dazu hier: http://www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/haendel-festspiele/

Montag, 12. August 2013

Kurt Müller-Graf: 100 Jahre und ein Tag

Ein Tag nach seinem 100. Geburtstag ist Kurt Müller-Graf (*09.08.1913 †10.08.2013) gestorben. Der beliebte Schauspieler und Mitgründer bzw. erster Intendant der Ettlinger Schloßfestspiele war Ehrenmitglied des Badischen Staatstheaters und dort  noch vor wenigen Jahren in den Grimmigen Märchen auf der Bühne zu sehen.

Auf Boulevard Baden findet sich ein schöner Nachruf (hier der Link).

NACHTRAG: Auch auf der Internetpräsenz des Badischen Staatstheaters befindet sich nun eine Würdigung (hier der Link).

Mittwoch, 7. August 2013

Badisches Staatstheater erhält wenig Anerkennung von Kritikern

Mit Auszeichnungen und Preisen ist das so eine Sache. Ihr künstlerischer Wert und ihre Aussagekraft sind oft diskutabel. Frühere Karlsruher Intendanzen verbuchten solche Erfolge in der Regel auch nur einmalig und ohne großes Trara in der damals noch monatlich erscheinenden Theaterzeitung.

Für die neue Karlsruher Intendanz sind Auszeichnungen hingegen wichtige Bestätigung der eigenen künstlerischen Arbeit. Während der ganzen letzten Spielzeit schmückte man sich mit Titeln für beste Programmzusammenstellungen bzw. als vermeintlich drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 (Slogan in Karlsruhe: "Danke für Bronze").
Wenn dies nicht aus Prahlerei und Opportunismus geschah, könnte man die Abfertigung für die Spielzeit 12/13 bei der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „Die Deutsche Bühne als Ohrfeige empfinden. Letztes Jahr wurde man von der Zeitschrift noch als drittbestes Theater der Spielzeit 11/12 gekürt ("Danke für Bronze"). Dieses Jahr fällt man deutlich ab.

54 Kritiker, davon 12 aus Baden-Württenberg, gaben in verschiedenen Kategorien ihre Bewertungen für bundesdeutsche Bühnen ab. Zwanzig mal wurde das Stuttgarter Staatstheater genannt, zwei mal das Karlsruher Staatstheater. Doch besonders alarmierend ist, daß im Vergleich mit Karlsruhe neben dem Freiburger Theater auch das Heidelberger besser abschneidet und beide sich den Titel für "Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren" teilen. So beginnt der einleitende Text zur Kritikerumfrage von Die Deutsche Bühne“ mit dem Hinweis, daß  "Stuttgart, Heidelberg oder Freiburg ... auf dem Siegertreppchen" stehen. Der Südwesten steht also hervorragend da. Die künstlerische Leistung in Karlsruhe findet hingegen nur wenig Anerkennung bei denen, die Vergleichsmöglichkeiten haben und verliert gegenüber kleineren Bühnen.
Hier der Link zu dem im Internet abrufbaren kurzen Überblick von Die Deutsche Bühne“:
  
Das Badische Staatstheater befindet sich also im künstlerischen Niemandsland - wenig gewürdigt, wenig wahrgenommen und nur noch ein Geheimtipp für Musical-Fans, die nach Starlight Express, König der Löwen, Miss Saigon etc. ihre Sammlung durch Dylan und Rio Reiser ergänzen wollen. Auch im neuen Theatermagazin (Nr. 8) spielt die bevorstehende Premiere von Verdis Maskenball nur noch eine marginale Rolle. Seitenlang berichtet man hingegen über Rio Reiser. Die Oper, lange das Karlsruher Aushängeschild, scheint einen geringeren Stellenwert einzunehmen als früher.

Kann das
Badische Staatstheater mit anderen wichtigen Spielstätten überhaupt noch konkurrieren? Ja! Aber mit Einschränkungen. Anspruch und Leistung stimmen nicht überall und es gilt, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, wenn man nicht bereits in der Mitte des Intendanzvertrags als ideenlos dastehen will. Überhaupt würde es dem Badischen Staatstheater gut tun, sich im dritten Jahr der Intendanz auf alte Stärken zu konzentrieren. In der Oper ist das Potential vorhanden. Hier wird es entscheidend sein, daß Maskenball, Fledermaus und Meistersinger Erfolge werden und die Spielplanvielfalt steigt. Das Ballett und die Konzerte der Badische Staatskapelle sind auf dem richtigen Weg.  
Über die größte Baustelle und Problemzonen im Schauspiel wurde in diesem Blog wiederholt geschrieben (mehr dazu hier). Hier ist der Qualitätsverlust deutlich und man muß kräftig gegensteuern, um wieder in tiefere Wasser zu kommen und um nicht in bundesdeutscher Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Die Vorschau für die kommende Spielzeit war stark enttäuschend. Dazu benötigt man neue Hauptrollen-Schauspieler und man kann nur hoffen, daß man eine glückliche Hand bei der Verpflichtung neuer Schauspieler hat. Das Frankfurter Schauspiel -ein Einspartenhaus- bekam alleine elf Nominierungen bei obiger Umfrage (hier ein Besuchsbericht) und könnte als Vorbild dienen.
 

"Danke für Bronze" konnte ich nie ernst nehmen. Die diesjährige Niederlage bei den Kritikern ebenso wenig. "Die Deutsche Bühne“-Umfrage liefert Momentaufnahmen und Stimmungen, Wechsel und Wandel werden oft stärker wahr genommen als konstante Arbeit und wer hat, dem wird bekanntlich auch gegeben. Stuttgart hat finanzielle Mittel und Sponsoren wie EnBW, Daimler und Porsche zur Verfügung, von denen andere nur träumen können. In diesem Jahr gibt die Kritikerumfrage also nur zufällig ein Indiz für etwas, dem dieser Blog auf der Spur ist: einem fehlenden künstlerischen Qualitätsschub der Karlsruher Bühne.

Montag, 5. August 2013

Magazin Nr. 8 im Internet abrufbar

Vorschau und Vorfreude: Heute hat das Badische Staatstheater das Theatermagazin Nr. 8 ins Internet gestellt. Das 6,3 MB große pdf-Dokument ist hier zu finden.

Wir sind Rekord
Unfreiwillig komisch ist mal wieder die Wortwahl. Die Zuschauerzahlen haben sich letzte Saison normalisiert, u.a. durch verstärkte Aktivitäten im Kinder- und Jugendbereich hat man stärker hinzugewonnen, als in den Jahren zuvor. Die Akzeptanz und das Interesse des Karlsruher Publikums sind also ungebrochen. Peter Spuhler deutet diesen schönen Erfolg als etwas lokal Einzigartiges:  "Ein Rekord" - na ja, zutreffend ist das ja nicht und Spuhler schränkt ein: "Ein Rekord, den es so schon Jahre nicht mehr gab." Wie schön, daß man am Badischen Staatstheater wieder "Rekorde" erzielt, die allerdings in der Vergangenheit schon höher ausfielen. Man kann freudig gespannt sein, was die Karlsruher "Rekordintendanz" an weiteren überraschenden Einsichten zur Selbstbelobigung produzieren wird.

Freitag, 2. August 2013

Heidi Melton und Lance Ryan bei den Londoner Proms

BBC Radio 3 überträgt am 4. August live eine konzertante Aufführung der Promenadenkonzerte von Wagners Tannhäuser mit Heidi Melton als Elisabeth. Hier mehr dazu: http://www.bbc.co.uk/proms/whats-on/2013/august-04/14656

In der Frankfurter Allgemeinen rühmte Eleonore Brüning die konzertante Aufführung von Wagners Nibelungenring bei den Proms - mehr dazu hier. Lance Ryan sang kurz vor Bayreuth auch in London den Siegfried. Der komplette Londoner Ring ist für wenige Tage hier zu hören: http://www.bbc.co.uk/programmes/p01d6jqq

NACHTRAG (06.08.2013): Die englische Zeitung The Independent schreibt (hier der Link) zum Tannhäuser: "But the star performance of the evening was Heidi Melton’s Elisabeth. You could sense the house holding its breath each time this young American soprano delivered an aria, so perfect was her sound, and so refined her artistry; her duet with Pohl, with the pilgrims’ chorus in the background, was beautiful beyond words."